Es ist ein Fall von Schwarzarbeit, wie er nur selten vorkommt. Vor dem Landgericht in Münster / Westfalen muss sich derzeit eine Gruppe von fünf Männern wegen umfangreichen Sozialversicherungsbetrugs verantworten. Folgt man den Ermittlungen, so handelt es sich um Schäden in Millionenhöhe, was auch aus dem ersten Verhandlungstag vor Gericht hervorgeht.
So wurde deutlich, dass der Bauunternehmer aus Münster in großem Stil Schwarzarbeit verrichten ließ und dabei auf Arbeitskräfte aus dem Kosovo sowie später aus Rumänien zurückgriff. In diesem Kontext wurden keinerlei Beiträge zu den Sozialversicherungen abgeführt und auch keine Steuern gezahlt. Interessant daran ist, dass die Vorwürfe bereits am ersten Tag zugegeben wurden, da sich der Hauptangeklagte schriftlich zu den Taten bekannt hatte.
Es handelt sich dabei um einen 39-Jährigen Münsteraner, der gemeinsam mit vier anderen Männern vor Gericht steht. Mitangeklagt sind der Bruder des Hauptverdächtigen sowie ein Niederländer und ein Deutscher aus Ladbergen und Nordwalde und eine Person serbischer Staatsangehörigkeit aus Löhne. Das Zusammenwirke dieser Bande bestand nicht nur in der Organisation von Schwarzarbeit, sondern auch darin, dass die Straftaten über ein System aus Scheinfirmen und Scheinrechnungen aufrecht erhalten wurde. Aufgrund der Schwere der Straftaten sitzen sämtliche Angeklagte bereits seit Februar 2016 in Untersuchungshaft.
Die Staatsanwältin benötigte weit mehr als eine Stunde, um sämtliche Ergebnisse der Ermittlungen bekannt zu geben und daraus ihre Anklage zu formulieren. Neben Schwarzarbeit handelt es sich um Hunderte Fälle schweren Betrugs und einen Gesamtschaden in Höhe von rund vier Millionen Euro.
Als Entschuldigung bzw. Rechtfertigung wird seitens der Angeklagten darauf hingewiesen, dass die Schwarzarbeit im Baubereich gang und gäbe ist und er die Vorgehensweise ebenfalls in der Baubranche gelernt hätte. Hintergrund ist dabei, dass eine Ausschreibung nur dann gewonnen werden kann, wenn schwarz gearbeitet wird. So wurde unter anderem auch der Landtag in Hannover von der nun ins Visier der Ermittlungen geratenden Firma mitgebaut und auch in Münster existierten eine Reihe von Baustellen, auf denen Schwarzarbeit ausgeübt wurde.
Quelle: Münstersche Zeitung