In Deutschland und Europa existiert eine besondere Form von Versicherungsbetrug, die nur selten an die Öffentlichkeit gelangt. Die Rede ist vom Diebstahl von Yachten, die zuvor hoch versichert werden und auf diese Weise ein einträgliches Geschäft versprechen. Die Besonderheit bei dieser Form von Versicherungsbetrug liegt auch in der Größe der verschwundenen bzw. entwendeten Gegenstände. So kann eine Luxusyacht gut und gerne 25 Meter messen und lässt sich daher nur schwerlich vor den Ermittlern verstecken. Hinzu kommt, dass die Versicherungen mit Privatermittlern zusammenarbeiten, um die Fälle schnell aufzuklären.
Die Statistiken weisen aus, dass allein in Deutschland im Jahr 2015 280 Boote und 1.354 Motoren gestohlen wurden. Der Schaden beläuft sich in der Summe auf 280 Millionen Euro. Es ist allerdings so, dass nicht immer ein klassischer Diebstahl dahinter steckt, sondern oft Versicherungsbetrug mit Wissen der Bootseigner betrieben wird.
Die Ermittler agieren allerdings global, sodass es keineswegs ausreicht, eine Yacht schlichtweg auf einen anderen Kontinent zu verschiffen und dort unter neuem Namen anzumelden. Wann immer es zu einem Diebstahl kommt, wird eine Art Steckbrief der vermissten Yacht verschifft und steht nahezu jedem Hafen und jeder Behörde rund um den Globus zur Verfügung. Die Effizienz dieser Methode ist enorm, was auch daran liegt, dass jedes Schiff ein Alleinstellungsmerkmal hat. Ob es sich nun um Spezialanfertigungen oder das Umsetzen von Sonderwünschen handelt oder nur um die Spuren vorheriger Reparaturen: es ist offensichtlich fast immer möglich, ein Schiff zweifelsfrei zu identifizieren.
Die Kurzbeschreibung geht an 10.000 Hafenmeister sowie Schleusenwärter, Wasserpolizei und Bootsausrüster. Weltweit existieren 40.000 Kontaktadressen, die sich allesamt an der Suche nach einem Schiff beteiligen können. Seitens der Versicherungen, die gegen Versicherungsbetrug aber natürlich auch einfachen Diebstahl ermitteln, werden Prämien in Höhe von bis zu zehn Prozent ausgelobt, sodass sich eine Anzeige fast immer lohnt.
Sofern das Netzwerk nicht sofort greift, arbeiten spezielle Detektive mit großem Know-how im Bereich Schiffsbau für die Versicherungen. Hierbei handelt es sich um hoch spezialisierte Agenturen, die sowohl Gutachten erstellen als auch Schadensberichte überprüfen und Unfallhergänge rekonstruieren. Diese Experten wissen, dass es sich bei rund zehn Prozent der Totalverluste (also des Sinkens eines Schiffs) um Versicherungsbetrug handelt bzw. der Eigner seine Finger im Spiel hat.
In manchen Fällen werden die Yachten erst nach Jahren oder Jahrzehnten gefunden, doch bedeutet dies keineswegs, dass die Straftaten immer verjährt sind.
Quelle: Die Welt