Eine besondere Form von Versicherungsbetrug auf Mallorca schädigt die dortige Hotelbranche in erheblicher Maße. Schätzungen zufolge, beläuft sich der Schaden auf mehr als 50 Millionen Euro allein von Januar bis September des vergangenen Jahres. Der Versicherungsbetrug läuft dabei stets nach demselben Muster ab und ist nur schwer zu ermitteln. Besonders problematisch ist zudem, dass es meist Anwälte sind, die die Masche ins Leben rufen bzw. Urlauber dazu bringen.
Die Vorgehensweise besteht darin, dass Touristen auf Mallorca meist in Magaluf, wo viele Briten ihren Urlaub verbringen, angesprochen werden. Es wird diesen von einem Trick erzählt, mit dem ihr Urlaub kostenlos ist. Im ersten Schritt müssen diese gegenüber ihrer Reiseagentur angeben, dass sie sich nicht wohl fühlen und das rezeptfreie Mittel Amodium in einer Apotheke erwerben. Dieses Mittel wird meist gegen Lebensmittelvergiftungen eingesetzt und kann als Beweis für schlechte Speisen gelten.
Wenn die Urlauber dann zu Hause ankommen, reichen Sie die Quittung für das Medikament bei ihrer Reiseagentur ein und behaupten, sie hätten aufgrund des Hotelessens eine Lebensmittelvergiftung erlitten. In nahezu allen Fällen erstattet die Reiseagentur das Geld und lässt die Hotels für den Versicherungsbetrug bluten. Diese erhalten schlichtweg nicht den ihnen zustehenden Betrag für Kost und Logis und beherbergen die britischen Urlauber daher umsonst.
Problematisch an dieser besonderen Form von Versicherungsbetrug auf Mallorca ist die britische Gesetzeslage im Bereich Verbraucherschutz. Das Verbraucherschutzrecht ist überaus kundenfreundlich gestaltet, sodass Reklamationen meist ohne größere Fragen oder gar Ermittlungen nachgegeben wird. Die Hotels auf Mallorca haben wiederum in ihren Verträgen mit den britischen Agenturen eine Klausel, die die Kostenübernahme beinhaltet.
Ein weiteres Problem für die Verbreitung des Versicherungsbetrugs sind die sozialen Medien. Seitdem der „Trick“ bekannt ist, ist die Zahl der Reklamationen um 700 Prozent angestiegen. Allein ein einziger Reiseanbieter hat 10.000 Anträge auf Kostenrückerstattungen an die Hotels auf Mallorca weitergereicht. Die Anwälte, die die Interessen vertreten und als „claim farmers“ bekannt sind, betreiben sogar schon einen eigenen Infowagen auf der Balearen-Insel.
Bedenkt man, dass allein 2016 2,3 Millionen Touristen aus Großbritannien auf Mallorca Urlaub gemacht haben, so kann das Problem Versicherungsbetrug gar nicht groß genug eingeschätzt werden. Den meisten Hotels wird nun geraten, von All-inclusive-Angeboten Abstand zu nehmen, damit die Verpflegung nicht zwingend auf das Hotel zurückzuführen ist. Für die ehrlichen Urlauber ist das natürlich schade, doch scheint aktuell nicht zu vermeiden zu sein.
Quelle: Mallorca Zeitung