Folgt man einer Studie der Martin-Luther Universität Halle – Wittenberg, so war die Versicherungswirtschaft in den letzten Jahren überdurchschnittlich von Wirtschaftskriminalität betroffen. Hierzu zählt natürlich in erster Linie Versicherungsbetrug, doch zeigen sich auch interne Vergehen. Laut Studie waren 70 Prozent der Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen, was gegenüber 2013 einen Anstieg um 17 Prozentpunkte bedeutet. Angestiegen ist vor allem die die so genannte Vermögenskriminalität.
Entsprechend wird von einem Trend weg vom Diebstahl und hin zum Betrug gesprochen, der sich auch in anderen Wirtschaftszweigen offenbart. In Zahlen ausgedrückt, sind Betrugsfälle in den vergangenen Jahren auf 37 Prozent Anteil an der gesamten Wirtschaftskriminalität angestiegen und machen im Bereich der Versicherungswirtschaft satte 61 Prozent aus. Versicherungsbetrug ist somit sowohl nach Angaben der zuständigen Ermittler als auch der Wissenschaft eines der „charakteristischen Delikte des 21. Jahrhunderts“ wie es explizit formuliert wird.
Eine erstaunliche Erkenntnis in diesem Kontext betrifft die Personen, die den Versicherungsbetrug ausüben. So sind es keineswegs nur die Versicherten, die die Straftaten ausüben, sondern in drei Vierteln der Fälle Geschäftspartner der Unternehmen sowie Dienstleister. Das häufigste Delikt ist somit nicht die Falschmeldung bei der Haftpflichtversicherung oder ein vorgetäuschter Unfall, sondern Provisionsbetrug durch unseriöse Versicherungsvermittler. Des Weiteren zeigt sich, dass die Versicherungsbranche zu 44 Prozent von externen Wirtschaftsstraftätern geschädigt wird, während es in anderen Branchen im Durchschnitt lediglich 30 Prozent sind.
Besonders pikant ist in diesem Kontext, dass seitens des Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) jeder zehnte Fall der organisierten Kriminalität zugeordnet ist. Versicherungsbetrug nimmt somit eine völlig neue Dimension an und ist meilenwert vom früheren „Kavaliersdelikt“ entfernt.
Seitens der Versicherungen wird jedoch auf vielerlei Arten und Weisen gegen gesteuert. Zum einen arbeiten die Unternehmen mehr und mehr mit einer effizienten Lauschabwehr, um sich gegen Angriffe von außen zu schützen. Des Weiteren finden bei Schadensmeldungen vielfach Ermittlungen statt, die die Plausibilität der Fälle überprüfen. Ebenfalls werden Datenbanken angelegt, in denen Häufungen von Meldungen oder andere Besonderheiten registriert sind. Hinzu kommt, dass die interne Revision deutlich stärker ausgebaut ist als noch in früheren Jahren, sodass mehr Delikte entdeckt werden.
Quelle: Onvista.de